Direkt nach meinem Abitur habe ich mit meinem Zivildienst bei einer Berufsfeuerwehr angefangen. Das liegt 20 Jahr und 20 Kilo zurück. Noch vor Beginn des Rettungssanitäterlehrganges hatten wir die Möglichkeit, als Praktikant auf dem Rettungswagen mitzufahren. Zwei erfahrene Berufsfeuerwehrleute haben mich betreut und mich in die Geheimnisse der präklinischen Notfallmedizin eingewiesen. Bereits am ersten Tag dann: Alarmeinsatz in eine Reihenhaussiedlung – Stichwort: Leblose Person.
Und so war es dann auch: Auf der Mitte einer kleinen Gartenfläche lag ein ca. 70 Jahre alter Mann auf dem Rücken und bewegte sich nicht mehr. Selbst als medizinischer Laie konnte ich bereits erkennen, dass da was nicht stimmte: Diese aschgrau-blasse Hautfarbe werde ich nie vergessen. Sofort begannen die Kollegen der Feuerwehr mit den Reanimationsmaßnahmen. Ich stand etwas abseits und schaute erst mal nur zu. Die notfallmedizinische Ausrüstung war damals nicht zu vergleichen mit dem Equipment von heute. Frühdefibrillation? – Gab es nicht. Die Reanimation erfolgte im Verhältnis 5:1, supraglottische Atemwegshilfsmittel existierten nicht. Unter schwieriger Maskenbeatmung stieg immer wieder Erbrochenes in die Atemmaske hoch. Plötzlich sagte der ältere Feuerwehrmann „He, Zivi, Du kannst auch mal drücken“.
Ich hatte das außerhalb des Führerschein-Erste-Hilfe-Kurses noch nie gemacht. Ein komisches Gefühl, viel weicher als an der Puppe. „Fester, Zivi“ – sagte der Feuerwehrmann zu mir. Unter dem Druck meiner Hände hatte ich das Gefühl, dass Rippen brachen. Mittlerweile war der Notarzt eingetroffen. Nach weiteren 20 Minuten erfolgloser Reanimation haben wir die Maßnahmen eingestellt. Für mich gleichzeitig auch das erste Mal, einen toten Menschen zu sein. Mit einem merkwürdigen Gefühl bin ich wieder zurück zur Feuerwache gefahren und war mir sicher: „Das möchtest Du auch mal richtig gut können.“